NachGedacht



Quelle: Frassl

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser!

„Meine Liebe ist stark wie der Tod.“

Ob eine Braut ihrem Bräutigam das schon mal so ins Ohr geflüstert hat? Vielleicht hier vor dem Traualtar in Altencelle? Für manchen klingt das vielleicht etwas schwülstig. Aber es ist gut, einander die Liebe zu sagen. Immer wieder. 
 Im Wonnemonat Mai ging es jedenfalls wieder los mit den Trauungen auch hier bei uns. Da versprechen sich Paare ihre Liebe: „Ja, mit Gottes Hilfe“. 
 Wie oft ist das in diesem altehrwürdigen Bau unserer Kirche schon geschehen? 
 Und nach dem Traugottesdienst wird gefeiert und es gibt Geschenke. Das entscheidende Hochzeitsgeschenk ist aber, dass sich zwei ihr Herz schenken: Im Traugottesdienst tun sie das öffentlich und vor Gott.
 Haben Sie das Titelbild dieser Ausgabe wahrgenommen? Ich verstehe das so: Am Tag nach der Hochzeit packt ein Brautpaar die Geschenke aus. Das riesengroße Paket haben sie sich bis zum Schluss aufgehoben. Was kann da nur drin sein? Aber da hat sich wer einen Spaß erlaubt: In der Riesenkiste ist eine sehr große Kiste und in der sehr großen eine große Kiste, und so weiter. Und am Ende bleibt eine ganz kleine Schachtel über. Was ist da drin? Ein Herz, das Symbol der Liebe. Und die Brautleute freuen sich über das Geschenk und küssen sich.

Hochzeitsgeschenke sind etwas Tolles, durchaus auch die großen. Aber das Wichtigste, was eine Ehe braucht ist, dass die zwei sich ihre Liebe schenken.
 Dieser Liebesschwur „Meine Liebe ist stark wie der Tod“, der steht tatsächlich so in der Bibel, im Hohenlied. Das Hohelied ist eine Sammlung von Liebesliedern. Und als Monatsspruch steht dieser Satz über dem Juni 2022:

„Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.“ Hohelied 8, 6-7a

Bevor sich Menschen das JA- Wort geben, geben sie sich viele so etwas wie ein Liebessiegel. Manche schenken sich Freundschaftsbänder und tragen sie am Arm. Es gibt Leute, die tragen den Namen der Geliebten als Tattoo unter dem Herzen. 
 Für Ehepaare sind es dann die Ringe, die sie einander bei der Trauung anstecken und damit versprechen sie sich die Liebe „bis das der Tod euch scheidet“.

Liebe stark wie der Tod? Vieles kann eine Liebe auslöschen, am Ende tut es der Tod? Als Christen glauben und bekennen wir, dass die Liebe sogar größer ist als der Tod. Gottes Liebe hat den Namen Jesus und in seinem Tod und seiner Auferweckung ist der ewige Tod besiegt. Darum können wir die Liebe feiern und die Liebe leben in dieser gefährdeten Welt. Wir können das in dem Bewusstsein, dass in Gottes Reich ein Fest gefeiert werden wird, das jedes Hochzeitsfest in den Schatten stellt. Dann werden wir uns wiedersehen und keine Schuld, keine Krankheit und kein Tod kann das Miteinander mehr bedrohen.
 Das das gilt, hat Gott besiegelt. Gottes Liebessiegel ist das Kreuz, dass wir bei der Taufe auf die Stirn gemalt bekommen, unsichtbar, aber wirksam!

„Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.“ 

Gottes Liebe trägt unsere Liebe zu ihm und untereinander. Das ist unsere gewisse Hoffnung.

Ihr Hildebrand Proell

Quelle: Ulrich Frassl

Quelle: Ulrich Frassl

Gebet eines älter werdenden Menschen

Teresa von Avila

O Herr, du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter 

und eines Tages alt sein werde.

Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit

und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der Leidenschaft, die Angelegenheiten

anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich aber nicht grüblerisch,

hilfreich aber nicht diktatorisch zu sein.

Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit

erscheint es mir ja schade, sie nicht ständig weiterzugeben

– aber du verstehst; Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten

und verleihe mir Schwingen, zum Kern der Dinge zu kommen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden.

Sie nehmen zu – und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir Leidensberichte anderer mit Freude

anzuhören – aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte keine Heilige sein

– mit ihnen lebt es sich so schwer

– aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken

und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, es ihnen auch zu sagen.                                                          



Zu Teresa von Avila:

Geboren am 28.03.1515 in Avila, Spanien, als Tochter einer adligen Familie, bringt sie ihr Vater zur weiteren Erziehung mit 16 Jahren ins Augustinerinnenkloster in Avila, 1535 tritt sie in den Orden der Karmelitinnen ein.
Nach einer 1560 erlebten Vision der Hölle strebt sie nach Vervollkommnung. Mit Billigung von Papst Pius IV. gründet sie gut 30 neue Reformklöster mit strengeren Regeln. 
Am 04. Oktober 1582 stirbt Teresa. 1617 wird die bedeutende Mystikerin zur Schutzpatronin Spaniens ernannt und 1622 heilig  gesprochen.
Bis heute lebt Teresa weiter in ihren Schriften und in ihren etwa 400 sehr lebendigen Briefen.
Sie betont: „ Ich schreibe nichts, was ich nicht selbst erfahren habe“.
Zum Schluss noch einer ihrer vielen Aphorismen: „Tu deinem Leib des Öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“



Lutz Ellermann
Quelle: klimafasten.de
Quelle: klimafasten.de